Wir schreiben das Jahr 2012, es ist ein
wunderschöner Sommertag. Die Sonne kitzelt meine Nase, während ich
verträumt den schmalen Weg im Park entlang laufe. Rechts neben mir
toben Kinder umher, während zu meiner Linken ein paar Rentner Schach
spielen. Mich stört dies jedoch nicht, ich habe meine Ruhe. Ich
laufe gerne herum, und lasse die Welt auf mich wirken, während ich
entspannt meine Seele baumeln lassen kann. Mir ertönt ein
wunderschönes Lied meines MP3-Players, welches mich sofort in
fröhliche Stimmung versetzt. Ich laufe weiter, leise vor mich hin
summend, ohne mich von außen stören zu lassen. Doch dieser Zustand
soll nicht lange anhalten. Ich laufe an ihr vorbei, sitzend auf einer
Bank, genau den selben verträumten Blick innehabend, so wie ich ihn
auch bei mir vorstelle. Ohne zu überlegen, werfe ich ihr einen Blick
zu, den sie mit ihrem Lächeln erwidert. Doch ich bleibe nicht
stehen, ich setze meinen Weg fort, ohne auch nur zurück zu blicken.
Es vergehen die Jahre, doch ich laufe
noch immer den selben Weg entlang. Es ist zu einem Ritual geworden.
Mich lassen diese Gedanken nicht mehr los. Immer wieder sehe ich sie,
doch nie schaffe ich es den Mut zusammen zu fassen, um sie
anzusprechen. Jedes Jahr aufs Neue sehe ich sie auf der selben Bank
sitzend. Und jedes Jahr aufs Neue schenkt sie mir dieses Lächeln –
ein Lächeln das mich im Herzen erwärmt. Doch heute, nach so vielen
Jahren, soll sich diese Geschichte nicht mehr wiederholen. Ich habe
den Entschluss gefasst, und meinen Mut zusammen genommen. Hier bin
ich wieder - im Park - und dort drüben wird sie sitzen, so wie sie
es schon immer tat. Ich nehme meinen MP3-Player in die Hand, und
öffne das selbe Lied, welches ich hörte, als ich sie zum ersten Mal
traf. Alles wird perfekt sein. In guter Laune und voller
Entschlossenheit, marschiere ich in ihre Richtung, nicht ahnend, dass
ich binnen weniger Sekunden zurück in die bittere Realität geholt
werde: Da sitzt sie, noch immer lächelnd, doch diesmal mit einem
Mann an ihrer Seite. Ich laufe an ihr vorbei, so wie ich es immer
tat, heute schenkt sie mir jedoch kein Lächeln. Sie schenkt mir
nicht einmal Beachtung. Es ist zu spät. Ich bin gebrochen, und falle
zu Boden.
Da finde ich mich im Jahre 2012 wieder,
nur wenige Schritte von der Sitzbank entfernt. Kann das sein? Habe
ich nur geträumt? Ich atme tief ein und aus. Ohne weiter zu
überlegen drehe ich mich um, und laufe den Weg zurück. Plötzlich
scheint alles viel einfacher zu sein. Kein Zittern, keine Zweifel.
Jeder einzelne Schritt, den ich zurück laufe, bestärkt mich. Und
jetzt stehe ich wieder vor ihr. Doch diesmal raffe ich den Mut
zusammen, und spreche sie an. Da ist es wieder – dieses bezaubernde
Lächeln. Ganz alleine mir gewidmet. Und nun sehe ich mich als den
Mann an ihrer Seite, der mir in der Zukunft so fremd und
beneidenswert schien.
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