Montag, 16. September 2013

Shanghai - Some impressions

Nach langer Zeit melde ich mich mal wieder. Mir war die letzte Zeit einfach nicht nach Bloggen. Anstatt irgendwelche halbherzigen Posts zu veröffentlichen hab ich's dann lieber ganz sein lassen.

Jetzt gibt es aber wieder etwas zu schreiben. Wer mich persönlich kennt, der hat vielleicht mitbekommen, dass ich vor kurzem das Vergnügen hatte 2 1/2 Wochen in Shanghai zu verbringen. Für diejenigen, die nicht darüber Bescheid wissen nochmal ein kurzer Umriss: Mein Fachbereich an der Uni bot dieses Jahr wieder - in Kooperation mit der Fudan-University in Shanghai - eine Art Summer-School-Program für angehende Naturwissenschaftler an. Die Summerschool bestand im Prinzip aus Morgen- und Nachmittagssessions, in denen Vorlesungen über bestimmte Themengebiete gehalten wurden. Die Veranstaltungen wurden dann am Ende der Summerschool mit jeweils einer Klausur abgeschlossen (insgesamt 4). Im Anschluss daran gab es aber noch für einige wenige (darunter wir deutschen Studenten) ein Laborpraktikum, in dem wir einen Teil unseres angeeigneten Wissens anwenden konnten.

Natürlich war das aber nicht alles, was ich in Shanghai erlebt habe. Trotz des engen Zeitplans war es uns natürlich noch möglich die Stadt etwas genauer unter die Lupe zu nehmen und den ein oder anderen Winkel zu erkunden. Da Bilder bekanntlich mehr als 1000 Worte sprechen, werde ich mich nun anhand einiger Schnappschüsse entlanghangeln.



Direkt nach dem Check-In im Hotel ging es ab zur Uni, schließlich waren wir schon gespannt wie eine der führenden Bildungsstätten Chinas aussieht. Das Gebäude im Hintergrund ist das Hauptgebäude des Naturwissenschafts- und Technik-Campus.



 Die Studenten der Fudan-University müssen mindestens einmal innerhalb der ersten Semester eine Art Crash-Wehrdienst ableisten. Dazu gehört nicht nur ein strammes Sportprogramm, sondern auch ganz viel Drill und vor allem repräsentative Arbeit für die Uni.



Wir konnten es natürlich nicht abwarten und wollten direkt am ersten Abend einen Blick auf die Skyline der Stadt werfen. Hier waren wir am berühmten "Bund". Der Anblick war einfach überwältigend, und das obwohl ich selbst schon die New Yorker Skyline erleben durfte.


Wir deutschen zusammen mit zwei unserer chinesischen "Tour-Guides" (v.l.n.r Jing Li, Tim, Ich, Silvie, Markus, Hu Yi). Der Austausch mit chinesischen Studenten war wirklich spaßig und vor allem bereichernd. Man erlebt wirklich selten eine solche Hilfsbereitschaft, wie wir sie in China erfahren haben. (Achja, man blicke auf den im Nebel verschleierten Turm im Hintergrund. Sauron lässt grüßen!)



Und so sahen unsere kurzen Pausen zwischen den Vorlesungen aus. Hier gab es immer interessante Diskussionen zum Stoff, aber auch viel interkulturellen Austausch. Nicht selten auch die ein oder andere Blödelei ;-)


Ein anderer Abend wurde der Erkundung kultureller Sehenswürdigkeiten gewidmet. Hier waren wir in einem kleinen Viertel, dass nach traditioneller chinesischer Architektur wieder aufgebaut wurde. Bei Nacht ist die Promenade rund um's Teehaus einfach wunderschön. Wirklich ein sehr schöner Platz um romantische Zweisamkeit zu genießen. In der Tat gab es hier viele Pärchen zu sehen. Bevor es ganz untergeht: Natürlich gibt es in Shanghai auch leckeres Essen ... viel zu viel leckeres Essen! Diesem Thema könnte ich schon einen eigenen Eintrag widmen, möchte mich hier aber nur auf meinen Favoriten beschränken ...



... nämlich das hier! Was aussieht wie die chinesische Variente des Döners, ist in Wirklichkeit ... die chinesische Variante des Döners xD Im Ernst es handelt sich hierbei um würzig mariniertes Schweinefleisch, welches auf einer Grillplatte ganz fein gehackt und mit frischen Kräutern verfeinert wird. Das wird dann zusammen mit Salatblättern zwischen selbstgebackenes Brot gegeben. Und ich sag euch, es schmeckt einfach richtig geil!


In einer solchen engen Gasse fusionieren Gerüche der Kanalisation mit dem leckeren Geruch des Essens der Straßenstände und dem Eigengeruch der schwitzenden Menschenmassen, die hindurchströmen ... unbeschreiblich. Und hier findet man wirklich jeden Ramsch, den man sich vorstellen kann (oder sich auch nicht vorstellen kann ...).


Natürlich darf die Nanjing Road nicht vergessen werden. Es handelt sich hierbei um DIE Shopping-Meile Shanghais, und vermutlich auch ganz Chinas. Die Frankfurter Zeil ist dagegen wirklich ein kleiner Spielplatz. Nicht nur die Größe übertrifft die Zeil um mehr als das 10-fache, sondern auch die Menschenmassen, die hier täglich durchmarschieren.



So sieht dann im Vergleich eine kleine Seitengasse aus ... Das spricht für ganz Shanghai. Hier sind die Kontraste wirklich sehr stark ausgeprägt. Ein riesen Problem mit dem die fast 20-Millionen-Stadt zu kämpfen hat.


Das Tor zu einer kleinen Pagode. Glaube und Brauch wird auch in Shanghai noch sehr groß geschrieben. So fiel das "Geisterfest" auf unsere Aufenthaltszeit, sodass wir überall auf der Straße sehen konnten, wie Familien für die Verstorbenen Papiergeldscheine (natürlich gefälschte) anzündeten.


Willkommen in Pudong, dem weitaus moderneren Teil Shanghais. Auf dem Bild sind die 3 höchsten Hochhäuser der Stadt zu sehen, wobei das höchste noch im Bau ist. Wenn man genau hinschaut hat es durch den ganzen Nebel etwas von "Saurons Turm" aus Herr der Ringe. Das World Financial Centre ist der riesen Flaschenöffner, der ursprünglich eine runde Öffnung haben sollte. Da der Architekt jedoch Japaner ist, und dieses Muster zu sehr der japanischen Flagge geähnelt hätte, ließ man die Pläne kurzfristig umändern. Dazu muss man wissen, dass die Chinesen noch immer nicht gut auf die Japaner zu sprechen sind (historische Gründe). So entstand jedenfalls das Flaschenöffner Aussehen.


Und so sieht der Blick vom Dach des Financial Centres aus. Einfach unbeschreiblich!!!


Das Wahrzeichen der Stadt darf natürlich nicht vergessen werden. Deswegen noch einmal schön vor'm Pearl Tower posiert. Cheeeeeeese =)


Am Ende der regulären Summer-School gab es noch Zertifikate und kleine Geschenke für die besten Absolventen. Hier nochmal einen Glückwunsch an Silvie, die in fast allen Bereichen die Top-Scores erreicht hat! (Mensch ich seh auf dem Foto dick aus ... xD)


Und ganz zum Abschluss gab es noch ein Laborpraktikum für Elektrophysiologie im Zentrum für Akkupunktur und Meridian. Zu sehen ist hier ein typischer Voltage-Clamp Aufbau zur Bestimmung von elektrochemischen Prozessen an Oozyten.


Nach ganzen 2 1/2 Wochen Stress, Freude und Staunen ging es leider wieder zurück in die Heimat. Da unsere neuen Anzüge (in Shanghai angefertigt ;-)) drohten im Koffer Falten zu bekommen, zogen wir diese einfach direkt an *haha* So sieht man mich doch relativ selten.

Ihr werdet euch wahrscheinlich wundern warum die meisten Bilder nachts geschossen wurden. Das hat einen einfachen Grund: Wir hatten von 8:30 bis 17 Uhr Vorlesung. Und in Shanghai geht die Sonne um ca. 18 Uhr unter. Es gibt zwar noch viel mehr Bilder, die ich posten könnte, jedoch würde das den Rahmen sprengen. Ich hoffe ich hab euch trotzdem einen kleinen Eindruck dieser Stadt vermitteln können. Für mich war der Trip einfach eine wundervolle Erfahrung, die ich auf jedenfall in Zukunft noch ausbauen möchte. Das nächste mal aber mit viel mehr Zeit, und vor allem stärkerem Augenmerk auf Kultur.

Bis dann, haut rein!

Donnerstag, 10. Januar 2013

"The planet is fine - the people are fucked!"

Zum Einstieg gibt es ein kleines Video, von einem von mir sehr hoch geschätzten Comedian und Gesellschaftskritiker. Vielleicht habt ihr schonmal von George Carlin gehört. Er war über viele Jahrzehnte sozusagen derjenige, der den Amerikanern den Spiegel vor die Nase gehalten hat. Er sprach einfach das aus, was viele denken, aber nie so sagen würden.



Es geht hier um zwei wirklich sehr interessante, und vor allem alltägliche Themen: Dem Drang nach Action und unserem Drang uns wichtig zu machen.

I.) Langeweile, Tag ein Tag aus. Wir schalten im TV von Sender zu Sender, und jedesmal kommt der selbe Müll. Auf den Nachrichtensendern laufen mal wieder die Wirtschaftsneuigkeiten und alles mögliche über Politik, was die meisten einfach nicht mehr hören wollen. Immer der selbe Scheiß. Oh, was sagst du da? Heiße News im TV? Was? Ein Unglück? Wo? Ich schalt den TV an. "BOAH, kranker Scheiß. 100 Tote? Die Katastrophe ist noch nicht vorbei?". Traurig, aber wahr. Der Großteil der Menschen ist sensationsgeil. Wir alle haben in unserm tiefsten Innern doch alle irgendwo den Drang nach mehr Action. Schrecklich, oder? Eine Art, die sich hochzivilisiert nennt, genießt es das Leid anderer anzuschauen. Das ist natürlich sehr überspitzt formuliert, ist im Kern aber leider viel zu oft wahr. Ich erinnere nur an Fukushima, als in den Nachrichten gespannt darauf gewartet wurde, dass es vielleicht doch noch zum Super-Gau kommt. Nur um mal ein Beispiel genannt zu haben.

II.)Die arrogante Art der Menschen, immer alles auf sich zu beziehen. Die egozentrische Sichtweise, die weit von dem entfernt ist, was wir gesellschaftstauglich nennen. Carlin hat dies im Video sehr schön anhand des Klimawandel-Beispiels gezeigt, und ich werde mich im folgenden auch daran orientieren: Wie können wir Menschen uns nur anmaßen zu glauben, dass die Erde, die über Milliarden von Jahren schon existiert, durch eine knapp 200 Jahre andauernde Industriezeit zu Ende geht? Wenn die Erde schon untergeht, dann müssen ja wieder wir Menschen involviert sein, oder nicht? Anders wäre dies ja nicht im Einklang mit unserem Drang nach Wichtigkeit zu bringen. Aber weil man das Ende der Welt natürlich nicht sehen mag, versuchen wir sie zu retten. Ja ganz genau, wir setzen uns für Tiere, für umweltfreundliche Bedingungen ein. Wir müssen den Planeten ja schützen! Wir sind so selbstlos und einfach nur gutmütig. Alleine dieser Satz liest sich doch schon so, als könnte er niemals ernstgemeint sein. Richtig. Wir Menschen lügen uns was vor. Wir machen das alles doch nicht für den Planeten, sondern für uns. Wir wollen eben noch ein paar Jährchen länger unser Unwesen hier treiben. Doch kaum jemand würde das öffentlich so sagen, oder? Natürlich nicht.

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Nun habe ich hier zwei Dinge in den Raum geworfen, die unterschiedlich klingen, aber im Endeffekt auf die selbe "Macke" des Menschen hinauslaufen: Dem Drang sich in den Mittelpunkt zu stellen. Das ist sozusagen schon eine Art Ur-Fluch. Nicht nur die Religionen haben uns versucht ins Zentrum des Univerums zu stellen, jedes Individuum macht es auf seine eigene Art und Weise doch immer wieder selbst. Aber gibt es eine Heilung gegen diese, wohlmöglich schon seit Anbeginn der Menschheit bestehende "Macke"? Keine Ahnung. Ich bin ja nicht dazu da, um Lösungen anzubieten. Wüsste ich sie, wär ich nicht hier, und würde schreiben ;-)

Aber vielleicht habe ich euch damit genauso geschockt, wie es micht immer schockt, wenn ich mich mit dem Thema befasse. Das schlimmste ist, man ist irgendwie so Ohnmächtig dagegen.

Mein Abschlusswort heute: "The Planet is fine - the people are fucked" ganz nach George Carlin.

Danke für's Lesen.

Peace out!